Erdbeerbaumhonig: Eines der bestgehüteten Geheimnisse Sardiniens
Erdbeerbaumhonig
In Italien als Corbezzolo bekannt, ist dies eine außergewöhnlich feine Delikatesse, die fast ausschließlich auf Sardinien hergestellt wird.
Der Grund dafür liegt darin, dass nur große, vollständig ausgewachsene Erdbeerbäume genügend Bienenstöcke beherbergen können, um diesen Honig zu produzieren. Diese Bedingungen findet man vor allem auf Sardinien, während in Regionen wie der Toskana – je nach Wetterlage und Jahr – nur geringe Mengen erzeugt werden können.
Für die optimale Blüte der Pflanzen sind sehr spezifische Wetterbedingungen erforderlich: reichlich Sommerregen und milde Temperaturen im August. Selbst unter idealen Bedingungen bleibt der durchschnittliche Jahresertrag jedoch sehr gering.
Obwohl die reifen Früchte Erdbeeren ähneln, ist ihr Geschmack eher ungewöhnlich und hat – abgesehen vom Aussehen – nichts mit Erdbeeren gemein. Die Früchte sind nicht allgemein beliebt, weshalb die Sarden sie meist zu Marmeladen oder Likören verarbeiten. Während diese Produkte durchaus bemerkenswert sind, zeichnet sich der Corbezzolo-Honig durch seinen einzigartigen Geschmack und seine wertvollen natürlichen Eigenschaften aus.
Geschmack und Paarung von Corbezzolo-Honig
Wenn man Erdbeerbaumhonig – auf Sardinien schlicht „Miele Amaro“, also bitterer Honig, genannt – zum ersten Mal probiert, ist das oft ein ungewöhnliches Erlebnis.
Farbe und Textur lassen einen süßen Honig erwarten. Doch es kommt anders.
Zunächst nimmt man eine unerwartete Süße wahr, die sich stark von herkömmlichen Honigsorten unterscheidet. Diese geht rasch in eine deutlich bittere Note über, gefolgt von einer feinen Schärfe im Nachgeschmack. Selbst die Sarden sagen, dass es keinen Mittelweg gibt: Corbezzolo – man liebt ihn oder man liebt ihn nicht.
Er zeichnet sich durch Aromen von bitteren Kräutern, Thymian und Kaffee aus und passt hervorragend zu Käsesorten wie Pecorino, Ricotta oder Mascarpone. Er wird auch in traditionellen Süßspeisen wie Seadas verwendet oder schlicht zum Frühstück mit Joghurt und Müsli genossen.
Ebenso kann er als Vorspeise mit Pane Carasau und Wurstwaren serviert werden oder zusammen mit Artischocken, Radicchio und anderem bitteren Gemüse.
Wie wird Erdbeerbaumhonig hergestellt – und warum ist er so teuer?
Die Herstellung von Corbezzolo-Honig ist komplex: Sie hängt nicht nur von der relativ geringen Anzahl ausreichend großer Bäume ab, sondern auch davon, dass der Erdbeerbaum bereits Anfang Oktober zu blühen beginnt – zu einer Zeit, in der sich die Bienen eigentlich schon auf den Winter vorbereiten.
Auf Sardinien wird der Honig durch das Schleudern der Waben gewonnen, eine Methode der modernen Imkerei mit mobilen Bienenstöcken. Die Blütezeit des Erdbeerbaums ist sehr spät (Oktober–November), was erhebliche Herausforderungen mit sich bringt: Die Ernte fällt in eine Phase hoher Luftfeuchtigkeit, sodass es den Bienen nicht immer gelingt, den Honig ausreichend zu trocknen. Obwohl dieses Merkmal gesetzlich berücksichtigt wird (Artikel 2 des Gesetzes Nr. 753/82 erhöht den zulässigen Feuchtigkeitsgehalt von 21 % auf 23 %), gehört Erdbeerbaumhonig dennoch zu den Sorten, die am leichtesten zu gären beginnen.
Daher verwenden Imker häufig Entfeuchter, um den Wassergehalt auf ein für die Haltbarkeit optimales Niveau zu reduzieren. Anschließend wird der Honig gefiltert, dekantiert und gereift, bevor er abgefüllt und gelagert wird. (2)
Die geringen Erntemengen und die stark begrenzten Anbaugebiete machen Corbezzolo-Honig zu einer der aufwendigsten und teuersten Honigsorten überhaupt.
Fun Facts
Das Grün der Blätter, das Rot der Früchte und das Weiß der Blüten entsprechen den drei Farben der italienischen Flagge. Deshalb wurde der Erdbeerbaum während des Unabhängigkeitskampfes in der italienischen Renaissance zu einem starken Symbol der Einheit.
Er ist außerdem zusammen mit einer Bärin im Wappen der Stadt Madrid abgebildet und erscheint ebenfalls auf der Flagge der Stadt Madrid.