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AutorenbildAlexandru Ersenie

ArMie - Sardischer Honig aus dem Herzen


La stessa lunghezza d'onda


Emotionen und Gefühle in Worte zu fassen, kann manchmal schwierig sein. Dass ich erst jetzt, ein paar Wochen später, darüber schreibe, macht es noch schwieriger. Dennoch

außergewöhnliche positive Erinnerungen finden irgendwie ihren lang anhaltenden Platz in unserem Gedächtnis, nicht wahr?

Der Samstagabend, an dem wir Marias Familie und ihre Freunde zum Abendessen trafen, war von Anfang an ein Abend voller Emotionen. Da wir mit Maria nur am Telefon gesprochen hatten, und noch nie die Gelegenheit gehabt, uns persönlich zu sehen, hat mich irgendwie doch nicht nervös, sondern einfach nur enthusiastisch gemacht.


Manche Menschen, die man sieht, ohne sie jemals getroffen zu haben, sind einfach auf der gleichen Frequenz, im gleichen Takt und mit den gleichen Gefühlen da. Und so war es auch in diesem Fall.


"La stessa lunghezza dell'onda" sagt man auf italienisch: die gleiche Frequenz. Hat Maria mir beigebracht.



 

Auf nach Nuoro



Wir haben unseren fast geheimen und sehr gemütlichen Campingplatz mit Blick auf den Cedrino-See verlassen und uns auf den Weg nach Nuoro gemacht, wo die Familie Alpigiano in ihrem Haus auf uns wartete, damit wir gemeinsam Abendessen machen. Dieses Nuoro, das in den Büchern, Artikeln und Dokumentationen erwähnt wird, wo die Menschen angeblich länger und gesünder leben als an jedem anderen Ort der Welt. Das Nuoro auf Sardinien, die erste jemals entdeckte blaue Zone der Welt.


Es war heiß, sehr heiß, als wir nach Nuoro aufbrachen. Ein weiterer typischer Sommertag in der Barbagia: zu warm, still, ruhig, wo die Stille immer wieder alleine von den allgegenwärtigen und ständig singenden Vögeln und Grashüpfern unterbrochen werden dürfte.



Wenn man von Oliena nach Nuoro kommt, kann man nicht widerstehen, ein Foto zu machen: Oliena, diese wunderschöne Stadt, der Geburtsort unserer verrückten Idee von tresmundi, von Carasau, Nepente, der Ort, an dem wir uns in Ilio verliebt haben: das Olivenöl, von dem wir uns nie wieder trennen werden. Oliena, ein zweites Zuhause fern von der Heimat. Es ist ein schöner Anblick, den man ein paar Minuten lang betrachten soll.

Nach der Ortsangabe, die Maria uns geschickt hatte, fieberte ich schon dem Moment entgegen, in dem wir sie treffen würden, während das Auto die Straßen von Nuoro hinauffuhr. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, diese Menschen kennenzulernen, ihre Hände zu schütteln, sie zu umarmen, die Bienenstöcke zu besuchen, ihre Geschichten zu hören und den sardischen Stolz zu erleben, der sich darin zeigt, dass die Menschen "ihr eigenes, natürliches, traditionelles" herstellen.



 

In "Campagna Nuorese"

Wir wurden von Maria und ihrer Familie in ihrem Haus außerhalb der Stadt empfangen, dort, wo die Italiener es so schön "Campania" nennen. Ein wunderschönes Haus, auf Flusssteinen erbaut, der traditionellen sardischen Architektur folgend und doch so geschmackvoll und schön, dass sowohl Elena als auch ich sagten, dass dies die Art von Haus ist, die wir gerne hätten, wenn wenn wir jemals nach Sardinien ziehen würden. Eine wunderschöne Veranda mit Blick auf die Nuorese Campania lud uns ein, uns unter ihren Schatten vor den späten Sonnenstrahlen zu schützen, und machte Platz für eine sehr willkommene Abendbrise.

Als ich aus dem Auto ausstieg, fiel mir sofort ein wunderschöner Olivenbaum im Garten auf. Er erinnerte mich daran, wie sehr ich Olivenbäume liebte, und wie tresmundi schließlich aus der Leidenschaft für Olivenbäume und Olivenöl entstand. Später am Abend erzählte mir Elena, dass alle Bäume und Pflanzen im Garten von Maria vor etwa 10 Jahren gepflanzt worden waren. Wie schön, sie mitwachsen zu sehen, nicht wahr?

Wir hatten eine Begrüßung, die einem das Gefühl gibt, man würde diese Menschen schon ein Leben lang kennen. Ich bin mir jetzt sicher, dass ähnliche Werte wie Leidenschaft, Respekt, Liebe zur Natur die Menschen in einen Zustand der Synchronisation bringt, eine gewisse Art von Symbiose.



 

Maialino Sardo - Nationalgericht der Sarden


Nebenbei gab Nicola bereits sein Bestes bei der Zubereitung eines schönen Stücks Lammfleisch und "Maialino", das typische Spanferkel-Gerich, das man in Barbagia zu besonderen Anlässen zubereitet wird. Dass wir als Gäste bei jemandem zu Hause waren, hat uns noch mehr begeistert: Wir wurden zum italienischen Familienessen eingeladen!


Als ich ihm zusah, wie er sorgfältig den Spieß im Steinofen pflegte, vertieft in die Zubereitung der Gerichte, die wir später essen würden, mochte ich ihn noch vor der Begrüßung. Irgendwie erinnerte mich seine Aufmerksamkeit für Details, seine Achtsamkeit und Hingabe an mich selbst.

Nicola ist ein typischer "sardo", wie ihn seine Frau beschrieb. Er spricht nicht viel, und er gibt nicht an. Er arbeitet sieben Tage die Woche, aber er beschwert sich nie.


Nicola ist ein typischer "sardo", wie ihn seine Frau beschreibt. Er spricht nicht viel, und er gibt nicht an. Er arbeitet sieben Tage die Woche, aber er wird sich nie beschweren.

Er redet nicht viel, aber man sollte das Leuchten in seinen Augen sehen, als er mir die Bienen zeigte. Es ist schwer, in sein Herz einzudringen, sagte Maria, aber ein großes Herz erwartet dich, wenn du erst einmal drin bist.


Als ich ihn fragte, ob wir die Bienen sehen könnten, ließ er alles, was er gerade tat, in wenigen Minuten hinter sich, überließ seinem besten Kumpel Aldo die Verantwortung für den Ofen - ein so herzlicher Typ, dass ich froh bin, ihn kennengelernt zu haben - und führte mich und Philip zu seiner zweiten Familie, den Bienenhäusern.



 

Wir besuchen die Bienen


Ende Juli ruhen sich die Bienen aus. Es waren fast 5 volle Monate harter Arbeit, sowohl für die Bienen als auch für den Imker. Die Saison, so habe ich gelernt, beginnt mit der Asfodello, die im März blüht, und endet mit dem Eukalyptus im Juli. Eigentlich endet sie mit dem Corbezzolo im Oktober, der Jahreszeit, in der Nicola seine "Corbezzolo-Bienen" einsammelt die er das ganze Jahr über nur für diese eine Blume gezüchtet hat. Seine "campioni".


Der Corbezzolo-Honig, so lehrt mich Nicola, hängt vom Regen im August ab. Es muss Ende August regnen, sonst gibt es keinen Nektar, den die Bienen sammeln können. In der Natur gibt es so etwas wie "garantiert" nicht, oder?

Der diesjährige Tausendblüter zum Beispiel ist so unterschiedlich als im Jahr zuvor. Der Asfodello blühte so gut, dass er zusammen mit dem wilden Thymian in diesem Jahr zu einem fabelhaften Tausendblütler mit erstaunlichen krautigen und blumigen Noten geworden ist: einfach wunderbar.


Was ich vorher nicht wusste, ist, dass die Bienen, die in den letzten 5 Monaten so fleißig Nektar gesammelt haben, jetzt eine Pause brauchen. Und es ist die Aufgabe des Imkers sie zu nähren, zu füttern und zu pflegen, damit sie die Zeit bis zum nächsten Jahr sicher, gesund und glücklich überbrücken.


Nachdem er mir erzählte, dass er die meiste Zeit mit bloßen Händen mit den Bienen arbeitet, fragte ich ihn: "Glaubst du, sie erkennen dich? Spüren sie deine positive Energie und Ausstrahlung?" Ich denke,

seinem freundlichen Blick und seiner Antwort nach zu urteilen, einen Punkt getroffen zu haben:

"Alex, wenn du dich um sie kümmerst, sie liebst und pflegst, sie siehst und ihnen alles gibst, was sie brauchen, werden sie das spüren und gesund bleiben. Sie werden sich in einem Zustand der Symbiose befinden. Mit der Natur, mit sich selbst, mit mir selbst. Oh ja, sie kennen mich!"


Eine andere Erkenntnis, die ich erfahren habe, und die ich vorher irgendwie befürchtet hatte war, dass nur ein kleiner Teil der Imker in Sardinien (sogar Italien) bereit ist, Proben zur Zertifizierung an ein Prüfinstitut zu schicken.

Leider ist es, wie auch in Deutschland und anderswo, eine gängige Praxis, Honig von minderer Qualität

oder verschiedene Honigsorten zu mischen, wodurch der tatsächliche Inhalt des Glases verschleiert wird,

und ihn dennoch als reinen, hochwertigen Honig zu vermarkten und zu verkaufen.


Maria und Nicola schicken ALLE ihre Honigsorten zu einem Prüfgremium. Jede Sorte, und das jedes Jahr. Sie haben nichts zu befürchten, sondern nur stolz sein. Denn sie wissen, dass sie das Richtige getan haben, die richtigen Dinge. Wie Fabio von dem Weingut Siddura uns sagte, als er uns voller Stolz das Weingut in zeigte: "le scelte giuste" - die richtigen und korrekten Entscheidungen!

Letztendlich ist es eine Auswahl von Elementen um die Symbiose zu ermöglichen: Körper, Geist, Natur.



 

Abendessen

Es war Zeit, nach Hause zurückzukehren. Wir verabschiedeten uns von den hohen

Eukalyptusbäumen, die nur noch Schatten spendeten, nachdem sie den Bienen im letzten Monat ihren Nektar geschenkt hatten, und

kehrten auf die einladende Veranda zurück, wo Maria sich bei der Zubereitung dieses wunderschönen typisch sardischen Abendessens übertraf: frischer

Ricotta und Honig auf Salatblättern, Käse- und Salumiplatten aus eigener Produktion, Oliven in Salzlake, Tomaten mit Käse und hausgemachte

Weine.

Und wenn es etwas gibt, das bei einem Abendessen in Sardinien nie fehlen darf

Sardinien: Pane Carasau. Mit ein wenig Olivenöl und Salz bestreut, im Steinofen von Aldo und Nicola sorgfältig geröstet, waren sie so frisch, knusprig, salzig und ölig, wie man man sie nur bekommen kann: einfach köstlich!






 

Wenn es um leckeren Sachen geht werden gern Regeln gebrochen


Ungeachtet der Tatsache, dass wir den Abend mit einem großen Teller mit Süßigkeiten anfingen, den Aldo aus einer lokalen Konditorei mitgebracht hatte. Endlich mal gutes Gebäck! Gebäck auf Sardinien

ist wie Pane Carasau: man kann sie überall finden, es ist aber schwer, die wirklich guten zu finden.

Also erst das Gebäck, dann das Abendessen? Es scheint, dass wenn es um "le cose buone" geht (die leckeren Sachen), können Regeln gebrochen werden. Sogar in Italien.


Während wir auf den Grill warteten und den Kindern beim Spielen über die Schultern schauten - es führte dazu , dass Ariana zwei ihrer geliebten Spielzeugbabys an Aria schenkte - erzählte mir Maria die Geschichte, wie alles begann. Wie Nicola einmal von der Arbeit zurückkam und statt

Geld, 40 kg Honig als Bezahlung für seine handwerkliche Arbeit mitbrachte. Wie sie ihn fragte, was sie mit all dem Honig machen solle. Wie sie trotzdem dann ein paar Monate später ein Geschenk überreichte: das erste Buch über das Honigmachen. Und wie Jahre später dieser Traum zur Realität wurde.




 

Mehr als Honig


Vieles in dieser Geschichte hat mit Nicola zu tun, denn wir hatten lange Gespräche über seine Mission, Philosophie und Liebe zur Natur. Aber ArMie ist eine Familiengeschichte: es gäbe keinen ohne den anderen, und ArMie würde ohne Maria nicht so existieren, wie es existiert.


Es ist die Art von Geschichte, die wir gerne erzählen und die wir suchen.

Die Art von Geschichte, die sich auf das "Warum" konzentriert. Der außergewöhnliche Honig Produkt ist das Ergebnis der engagierten und leidenschaftlichen Arbeit der gesamten Familie, zu der wir in gewisser Weise jetzt auch gehören.




Wenn ihr das liest, dann folgt doch unserer Rat, und betrachtet diesen Honig nicht nur als "Honig im Glas" an. Vielmehr war es, ist es, und wird es eine Geschichte bleiben: mit Höhen und Tiefen, getrieben von Liebe, Leidenschaft und Engagement.

Zufriedenheit ist nicht leicht zu erreichen, oder?


Nehmt einen Löffel, schließt die Augen und atmet tief ein. Seid ihr bereit?



 





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